Dark Charm - Alex Bell


Autor/in: Alex Bell

Verlag: cbt

Genre: Fantasy, Jugendbuch

Seiten: 317

Reihe: -

Preis: Klappbroschur - 13.00€; eBook - 9.99€


Klappentext:

Eine Stadt voller dunkler Magie, ein rachsüchtiger Geist und ein Mädchen, das nie aufgibt

Als Jude im Trauerzug für Voodoo-Queen Ivory Monette Jazztrompete spielt, hat sie keine Ahnung, worauf sie sich einlässt. Die mächtige Magierin ergreift Besitz von ihr und wird keine Ruhe geben, bis sie weiß, wer sie ermordet hat. Um Ivorys rachsüchtigen Geist wieder loszukriegen, muss Jude sich an die gefährlichsten Orte von ganz Baton Noir wagen: in verwunschene Sümpfe und geheime Vampirclubs. Magie kommt da nicht ungelegen. Doch als Jude begreift, woher ihr Gefahr droht, ist es beinahe zu spät.


Meine Meinung:

Jude hat es nicht einfach in ihrem Leben und ist daher für jeden Job dankbar, der ihr ein bisschen Geld einbringt. Deshalb sagt sie auch zu, auf dem Trauerzug für Ivory Monette zu spielen. Die Cajou-Queen wurde ermordet, will aber noch herausfinden, wer sie getötet hat und so ergreift sie von Judes Körper Besitz. Dass das Ganze nicht ungefährlich und mehr als ein Geheimnis unterwegs auf die junge Jazztrompeterin wartet, kriegt Jude erst mit, als sie schon viel zu tief drinsteckt...

 

"Dark Charm" ist das erste Jugendbuch, welches ich von der Autorin gelesen habe und ich muss zugeben, dass mich zuerst das atemberaubend schöne Cover angezogen hat. Als ich dann auch noch den Klappentext gelesen habe, war ich mir sicher, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss! Und sagen wir so: Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, aber begeistert bin ich dennoch...

 

Der Schreibstil der Autorin ist wirklich gut. Jedoch gab es einige Dinge, die mich im Lesefluss anhalten oder stocken ließen. Zum Einen wäre da die Tatsache, dass man sich einer Stadt befindet, die zwar sehr stark an New Orleans erinnert, aber doch unterschiedlich ist und eine sehr lange Geschichte mit vielen Änderungen vorweist. Daher musste ich die Absätze, in denen es um die Geschichte Baton Noirs ging, teilweise zweimal lesen. Jedoch war alles so detailliert beschrieben, dass ich es mir sehr gut vorstellen konnte, gerade wenn man New Orleans eh schon ein bisschen im Kopf hat.

Der andere Punkt, der mich stocken ließ, waren die Beschreibungen der vielen magischen Wesen und der unterschiedlichen Legba. Ich konnte das zu Beginn nicht alles einordnen, auch wenn das durchaus seinen Reiz hatte. Mit der Zeit wurde es mir auch ein wenig zu viel - zu viele Informationen auf einmal, zu viele unterschiedliche magische Wesen an sich. Zwischendurch habe ich wieder ein paar Dinge vergessen, konnte sie nicht richtig zuordnen und hatte Probleme damit, magische Wesen oder Namen und Bezeichnungen untereinander zu verknüpfen.

Das Tolle an dieser Kritik ist allerdings, dass man zu Beginn keine ellenlange Einleitung hat, in der einfach nur die magischen Wesen beschrieben werden. Man startet direkt ins Geschehen und erfährt erst im Laufe der Geschichte alle Informationen und auch erst dann, wenn sie relevant sind. Dadurch kann man sich mehr auf die Handlung fixieren und muss sich nicht die magischen Wesen merken.

 

Die Geschichte wird aus Judes Sicht in der Er/Sie Perspektive erzählt. Dabei ist der Leser jedoch nur so schlau, wie es auch Jude ist. Ich hatte das Gefühl, dass gerade durch die Erzählperspektive die Spannung aufrecht erhalten wird und fand es auch gut, dass man nicht die Ich-Perspektive gewählt hat. Ich persönlich hätte sonst den Namen der Protagonistin viel zu schnell vergessen, da einfach sehr viele Namen und Gesichter im Laufe der Handlung auftauchen.

Alex Bell hat die vorkommenden Figuren auch sehr ausführlich beschrieben, dabei allerdings noch genug Fantasie für den Leser überlassen, sodass ich von vielen Charakteren mehrere Versionen im Kopf habe, die alle zu ihm passen.

 

Nur zu einer Figur fehlen mir ein paar Details, weshalb ich mir sie nicht so gut vorstellen kann: Jude Lomax, die Protagonistin der Geschichte. Sie ist eine junge Frau, das Alter kann ich nicht so genau definieren, die sehr schnell wütend wird und auch nichts gegen eine Schlägerei hat. Dabei ist sie ehrgeizig, kümmert sich um ihren Vater und hat ein Talent für die Jazztrompete. In vielen Augen ist Jude nur ein wütendes Mädchen, das sich gerne prügelt, aber im Laufe der Geschichte lernt man eine Seite von ihr kennen, die viel unterschiedlicher ist. Zudem wird der Wutaspekt auch nur am Anfang und am Ende eingebaut, was ich sehr schade finde. Gerade im Mittelteil gibt es einige Momente, in denen auch ich sehr wütend geworden wäre. Bewunderswert finde ich allerdings ihre Fürsorge für ihren Vater, wobei dieser sich nicht wirklich darum zu scheren scheint. Jude stellt ihre eigene Trauer und den Wunsch, selbst einmal umsorgt zu werden, in diesen Momenten hintenan und ich denk auch, dass niemand so wirklich weiß, wie es um sie steht.

Insgesamt wurde ich mit Jude schnell warm. Vor allem auch deshalb, weil sie der Magie zwar abschwört, aber deshalb nicht gleich jeden hasst, der damit zu tun hat. Sie hat auch nur wenig bis gar keine Angst vor Magie wie andere Menschen beziehungsweise Bürgerliche. Ich kann ihre Entscheidungen auch sehr gut nachvollziehen. Ich mag Jude, da sie ihre Schwächen und Fehler hat und diese nicht verleugnet.

 

Dann hätten wir da noch ein paar Charaktere, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen: Ivory Monette. Die Vodoo-Queen ist nicht einfach und ich habe es so gehasst, dass ich nie wusste. woran man bei ihr ist und wie ihr Plan weitergeht. Allerdings war sie seht authentisch und ihr Charakter hat dem einer Vodoo-Queen, die seit 50 Jahren die Krone unangefochten trägt, alle Ehre gemacht. Jedoch muss ich sagen, dass ich mt ihr nicht warm wurde. Ich habe sie einfach nicht gemocht, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch. Da es eine komplexe Handlung mit vielen Charakteren, Orten und Wesen ist, muss es einfach auch Charaktere geben, die der Leser nicht mag.

Das Phantom dagegen konnte ich leiden. Er war geheimnisvoll, rätselhaft und doch so anders, als ich gedacht habe. Zunächst habe ich die Stirn gerunzelt und wusste nicht recht, was ich mit dem Phantom anfangen soll. Ich habe ihn für einen älteren Mann gehalten, der durch jahrelange Einsamkeit komisch gewurden ist. Er mag vielleicht auch alt sein, aber da er ein Abkömmling der Legba ist, altert er langsamer, weshalb er vermutlich jünger aussieht, als ich dachte. Da ich auch sehr schlecht einschätzen kann, zu welcher Zeit das Ganze spielt, kann ich mir sein Äußeres umso schwerer vorstellen. Nichtsdestotrotz ist er eine interessante Figur, die ein Paradebeispiel für das Herdendenken der Menschen und deren Dummheit ist. Das Phantom wird mit seinen Vorfahren, sowie deren Handlungen, über einen Kamm geschert und das hat er einfach nicht verdient.

Zu guter Letzt gäbe es da noch den Vampir Etienne Malloy. Ich hatte mir viel von ihm erhofft, aufgrund des Klappentextes. Dort wird schließlich mit geheimen Vampirclubs geworben. Nur sind die nicht so geheim und der Vampirclub von Etienne taucht auch nur ganz kurz auf. Sehr schade, wenn ich mich da so auf den Klappentext beziehe. Etienne spiellt für dieses Buch auch keine wichtige Rolle, weshalb es nicht so schlimm ist, dass er nicht so intensiv in der Geschichte vorkommt. Was man allerdings von ihm mitbekommt, deutet auf einen skrupellosen Vampir ohne Menschlichkeit hin. Und das hat mir gefallen. Auch wenn es ein Jugendbuch ist, dürfen die Vampire und andere Wesen auch gerne etwas düsterer sein.

 

Ich habe bereits erwähnt, dass mir der Anfang sehr gut gefallen hat. Der Mittelteil allerdings wies einige Schwächen auf. Er war an vielen Stellen sehr langgezogen und durch die langen Absätze, in denen es sehr oft um Baton Noir's Geschichte oder die magischen Wesen ging, ging die Spannung ein bisschen verloren. Ich habe mich durch diese Szenen durchgekämpf, was ich nicht sehr schön fand. Das letzte Drittel konnte das Alles aber wieder rausreißen. Mit einem Mal war die Spannung wieder da. Klar, ich wollte auch wissen, wer der Mörder war, aber das was dann noch passierte, damit habe ich absolut nicht gerechnet. Das Ende war somit wieder sehr spannend und ich habe es einfach geliebt! Es gab auch keinen fiesen Cliffhanger, dennoch bin ich neugierig, ob die Geschichte weitergeht und wenn ja, wie. Stoff für einen zweiten Band gäbe es auf jeden Fall!

 

Fazit: Es war eine wirklich spannende Geschichte und für ein Jugendbuch teilweise auch sehr blutig und düster. Allerdings gab es einige Schwächen, die mir die Spannung und den Lesefluss des Buches kaputtgemacht haben, sodass ich im Endeffekt einen Punkt abziehe. Baton Noir, Jude, das Phantom und all die magischen Wesen mit ihren Charms werde ich dennoch so schnell nicht vergessen!

Bewertung: